Der Begriff „Küchenzuruf“ wurde von Henri Nannen geprägt. Er war von 1949 bis 1980 Chefredakteur des Wochenmagazins stern. Mit dem Küchenzuruf soll darauf hingewiesen werden, dass bei einem
Text das Wichtigste am Anfang stehen muss, um das Interesse des Lesers zu wecken. Ein kurzes Beispiel verdeutlicht dies.
Stellen Sie sich vor, Hans kommt nach Hause, Grete ist bereits da und bereitet in der Küche das Abendessen vor. Hans ruft:
„Hallo Grete, stell dir vor, in der Luisenstraße soll ein Kino gebaut werden. Der Bauherr soll die Firma Müller-Media sein. Na ja, die haben ja auch genug Geld.“
Oder er ruft:
„Hallo Grete, heute Mittag habe ich in der Kantine, als ich gerade eine Suppe aß, von Herrn Schulze aus der Rechnungsabteilung erfahren, der von Michael Meier gehört hat, dass in der
Luisenstraße, dies ist die Straße, die direkt zum Rathaus führt, von der Firma Müller-Media eine finanzielle Investition getätigt werden soll. Dem Unternehmen ist dies möglich, da es über
genügend monetäre Mittel verfügt. Bei besagter finanzieller Investition soll es sich um ein Lichtspielhaus handeln.“
Glauben Sie tatsächlich, Grete hätte noch so lange zugehört, bis das Wörtchen „Lichtspielhaus“ gefallen ist, und sofort verstanden, dass ihr Mann damit ein Kino meint? Ich bin mir nicht sicher –
da müsste das Paar schon sehr lange zusammen und sehr aufeinander eingespielt sein.
Fazit:
Immer das Wichtigste an den Anfang eines Textes stellen. Und: Schachtelsätze genauso meiden wie ungewöhnliche Begriffe.